Vortragsredner

Der Vortrag von Herrn Professor Doktor Walther am Dienstag den 31.01.2017 bei den Würzburger Psychiatrie Erfahrenen hatte den Titel Wie gehe ich mit mir als psychisch krankem Menschen um?

Herr Professor Doktor Walther brachte den Begriff Selbstmitgefühl ins Spiel. Dieser hat seine Wurzeln im Buddhismus. Selbstmitgefühl ist eine “freundliche, wohlwollende, achtsame und mitfühlende Haltung sich selbst gegenüber, die auch schmerzhaften Seiten des Lebens nicht ausweicht” (Zitat Professor Doktor Walther). Sie ist somit nicht gleichzusetzen mit positivem Denken, welches im Gegensatz zum Selbstmitgefühl eine einseitige Angelegenheit ist, bei der als negativ empfundene Aspekte ausgeklammert werden.

Selbstmitgefühl ist eine Haltung, die einem mal besser mal schlechter gelingt und das gehört dazu. Sie ist wie ein Leuchtturm im weiten Meer, an dem man sich auch bei schwerem Wetter orientieren kann.

Selbstmitgefühl wird begleitet von der Selbstfürsorge. Zuerst geht es darum, alle eigenen Gefühle, die unangenehmen und die angenehmen gleichermaßen wahrzunehmen. Im nächsten Schritt macht man sich bewusst, dass es anderen Menschen genauso geht, dass man also mit diesen Gefühlen nicht alleine ist. Das Ganze gipfelt darin, freundlich mit sich umzugehen, ungeachtet dessen ob man Freude oder Leid. Das ist eine Haltung, die einem idealerweise als Kind von den Eltern entgegen gebracht wird. Wem es da an geeigneter Erfahrung fehlt, kann sich mit einem erdachten spirituellen Wesen, einem Filmhelden oder einem anderen geeigneten Idol helfen.

Immer wieder war die anwesende Gruppe Teil des Vortrages, indem Fragen gestellt und beantwortet wurden oder einzelnen Aspekte diskutiert wurden.

Empfohlenen weiterführende Literatur:

Andreas Knuf (2016): Sei nicht so hart zu Dir selbst. Selbstmitgefühl in guten und in miesen Zeiten. Kösel-Verlag. 2. Auflage 

Kristin Neff (2012): Selbstmitgefühl. Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden. Kailash-Verlag

Die Teilnehmer und die WIP danken Herrn Professor Doktor Walther für den interessanten und hilfreichen Input.

 

Bericht über den Vortrag von Prof. Dr. Walther am 9.2.15

Zu unserem gemeinsamen Abend mit Herrn Prof. Walther am 9.2.15 hatten sich mehr als 15 Personen eingefunden.  Mit Hilfe eines Beamers waren an der hinteren Wand die Stichpunkte und Unterpunkte gut zu lesen.

Die erste Fragestellung lautete: Wie kann man sich damit abfinden, täglich Psychopharmaka nehmen zu müssen. Herr Walther führte aus, man solle als Betroffener immer den beabsichtigten Nutzen im Verhältnis zu den Einschränkungen abwägen. Der Nutzen sollte überwiegen. Ein Argument, das die Tabletteneinnahme mental erleichtert, ist einfach die Tatsache, dass ein Großteil der Bevölkerung auf Dauer Medikamente einnehmen muss. Auf jeden Fall sollte der Betroffene sich zu einer inneren Haltung des Akzeptierens durchringen – statt sich nur damit abzufinden. Viele Patienten wissen auch oft nicht, wie es ihnen ohne die so geringgeschätzten Medikamente gehen würde. Letztlich wird ein Nervenarzt oder Psychiater eher zur Zurückhaltung beim Absetzen neigen, um aus seiner die Gesundheit seines Anbefohlen nicht zu gefährden.

Zunächst ist es hilfreich, eine Klassifikation der einzelnen Psychopharmaka zu kennen:

– Antidepressiva – Antipsychotika ( Neuroleptika ) – Stimmungssitabilisierer – Anxiolytica/ Tranquilizer/ Hypnotica.

Für uns war erstaunlich, dass ca. 25 %  der Patienten nicht auf Neuroleptika reagieren ( ” Non-Responder ” ) . Schon allein deswegen muss der Betroffene seinem Arzt ständig rückmeldetn wie seine Medikamente seiner Meinung nach wirken. Ein aufgeschlossener Nervenarzt bezieht seinen Patienten in Fragen der Dosierung, Medikamentenumstellung und Einnahmedauer mit ein. Jeder Arzt weiß – und der psychisch Erkrankte muss wissen, dass Psychopharmaka nicht abrupt abgesetzt werden dürfen. Der Hintergrund dafür kann damit erklärt werden: Nach längerer Medikamentennahme stellt sich ein neues Gleichgewicht im Körper ein, auch chemisch gesehen, das durch das Absetzen empfindlich gestört wird. Wenn reduziert werden soll, dann ganz langsam. Faustformel: Ausschleichen in 10 % Schritten auf 6 Wochen. Am besten mit dem Arzt vorher alles abwägen und einen Krisenplan erstellen. Hilfreich ist auch ein Tagesprotokoll, in dem der Patient ständig seine Befindlichkeit notiert.

Jeder kennt den Spruch: ” Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder befragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker…” Was aber kann man gegen die berüchtigten Spätfolgen tun? Nicht nur mit dem Arzt darüber sprechen – jeder Patient hat ein Recht auf vollständige und verständliche Aufklärung -,  sondern gemeinsam überlegen und planen: Ist eine Dosisreduzierung oder ein Medikamentenwechsel machbar? Vielleicht ist eine Zeit ohne Psychopharmaka möglich. Eine Person des Vertrauens, die den Betroffen zum Arzt  begleitet, kann unterstützend wirken. Und: sich auf einem Zettel alle  Fragen und Wünsche notieren. Im Behandlungszimmer ist plötzlich alles ganz anders!

Viele psychisch kranke Menschen, die chronisch damit behaftet sind, fragen sich: Werde ich jemals wieder gesund? Kann ich irgendwann wieder – einigermaßen – normal leben? Fakt ist: Psychopharmaka heilen nicht, sondern reduzieren Symptome, ähnlich einem blutdrucksenkenden Mittel. Dennoch beweisen Studien ( Harding, Zubin, Strauss, 1987 ), dass der Prozentsatz der Patienten, die gut wiederhergestellt wurden, sehr hoch ist. Der Patient muss einerseits lernen, mit der Erkrankung zu leben. Er soll andere Betroffene kontaktieren, z.B. unsere Selbsthilfegruppe aufsuchen. Und es gibt aber noch andere psychosoziale Faktoren ( z.B. Besuch einer Werkstatt, Arbeitstherapie o.ä. – der Verfasser -.)  Es besteht die Möglichkeit, therapeutische Gespräche in Beratungsstellen zu führen, oder z.B. die Selbsthilfe-Informations- und Beratungsstelle für Psychosebewältigung, Hessestr.10, 90443 Nürnberg ( selpst@web.de ) zu kontaktieren. Oder sich durch ein Buch schlau machen, das Herr Walther uns empfahl   : N. Greve, M. Osterfeld, B. Diekmann, Umgang mit Psychopharmaka, Köln 2013.Die Würzburger Initiative Psychiatrie-Erfahrener war Herrn Prof. Walther sehr dankbar für den informativen und ausgedehnten Abend. Sicherlich war nicht alles neu, dennoch ist völlig klar: Ein solcher Abend ist ein großer Gewinn, die Zusammenhänge werden klarer und jeder Teilnehmer konnte eine gute Anregung mit nach Hause nehmen.

Psychiatrische und Sozial-Psychiatrische Einrichtungen in Würzburg die sich für Menschen mit psychischer Erkrankung einsetzen:
Psychiatrie:

Universitäts-Nervenklinik, Margarete-Höppel-Platz 1 ( ehem.  Füchsleinstraße 15 ), mit 3 offenen Stationen, 1 Suchtstation, 1 Privat-station, 1 Station Verhaltenstherapie, Geschlossene Männer/Frauen, Tagesklinik und Wohngemeinschaften des Vereins “Regenbogen”, ambulante Poliklinik, Betreuer ( gemäß persönl. Budget – s.u.).

Zentrum für seelische Gesundheit (ZSG, zugehörig zum König-Ludwighaus), Brettreichstr. 11 mit geschlossener und 2 offenen Stationen, Tagesklinik und Ambulanz. Die Zuständigkeit für Notfälle liegt seit einiger Zeit beim Zentrum für Seelische Gesundheit.

Sozialpsychatrie:

BRK ( Bayerisches Rotes Kreuz ) mit Beratungsstelle, Frankfurterstraße, und dessen Freizeitgruppen,  Tageszentrum, Henlestraße 2, Bistro an der Uni Wittelsbacherplatz, Café Perspektive am Waldfriedhof, Bistro am Friedrich-König-Gymnasium in der Friedrichstraße, betreutes Wohnen.

Erthal-Sozial-Werk ( ESW ) mit verschiedenen Werkstätten, Erthalstraße 3,  und in Heidingsfeld, Verkaufsladen in der Erthalstraße, Bistro Universitätsklinik, Wohnheim, Parsevalstraße,

Beratungsstelle, Julius-Promenade 3, dazugehörige Wohngemeinschaften, Freizeitgruppen und  täglicher Treff ” KommRum “, ebenso Julius-Promenade 3, „Ex-In“-Gruppe ( angeleiteter Erfahrungsaustausch.), auch Julius-Promenade 3.

Haus Michael, ( medizinisch-berufliche Rehabilitation, Träger Erthal-Sozial-Werk),  Berner Straße 8, Heuchelhof, Arbeitstherapie, Beschäftigungstherapie, Wohnheim.

Robert Kümmert Akademie gGmbH, Berner Straße 8, Ausbildung als EX-In Genesungs-Begleiter_In,  www.rka-wuerzburg.de .

Haus Gertrud, Langzeitwohnheim für psychisch erkrankte Personen,

Wohngruppe ” Kleinheim “, Wohngemeinschaften, Café „Restauration Stadt Kitzingen” – Bürgerhaus Pleich.

Agnes-Sapper-Haus, Übergangswohnheim, Huttenstraße, betreutes Wohnen, externe Arbeitstherapie, Weingartenstraße.

WIP, Würzburger Initiative Psychiatrie-Erfahrener, im „KommRum“, Julius-Promenade 3.

Lebenshilfe: stellt ehrenamtliche Helfer für häuslichen Bereich und Freizeitgestaltung zur Verfügung.

Das persönliche Budget, das beim Bezirk Unterfranken beantragt werden kann, ermöglicht spezielle Hilfeleistungen, die der Betroffene selbst bestimmen kann.

Fachstelle Suizidberatung ( vormals Krisendienst ), Kardinal-Döpfner-Platz 1, Telefonischer Bereitschaftsdienst     ( 0931 571717 .)

Krisendienste Bayern, Krisennetzwerk Unterfranken Tel. 0800 655300 rund um die Uhr erreichbar.

Telefon-Seelsorge ( 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222 ).

NEU: Ergänzende, unabhängige TeilhabeBeratung EUTB,   z. B. in Würzburg: Integrations.Fachdienst, Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund, Selbstbestimmtes Leben Würzburg e.V., Blindeninstitut, Assiston. www.teilhabeberatung.de     www.teilhabeberatung-wuerzburg.de.